Carol Geremia und Vish Hindocha analysieren die Risiken eines zu kurzen Zeithorizonts und untersuchen, wie Anleger kurzfristige Rechenschaftspflicht mit langfristiger Wertschöpfung in Einklang bringen können.

Fehlallokation und Vertrauensverlust durch Kurzsichtigkeit

In den letzten 30 Jahren mussten Anleger immer höhere Risiken eingehen, um den gleichen Ertrag zu erzielen. Dennoch haben sich Finanzentscheider und Assetmanager gegenseitig kontrolliert. Portfolios wurden diversifiziert, durch aktive und passive Strategien, börsennotierte und nicht börsennotierte Anlagen sowie Investitionen in unterschiedliche Assetklassen und Länder. Wegen der höheren Risiken wurde die Performance aber über immer kürzere Zeiträume gemessen. Laut Carol Geremia, Head of Global Distribution bei MFS, führt das zu Fehlanreizen für Unternehmen und Assetmanager – und zu einem Vertrauensverlust bei den Endkunden.

Langfristige Messungen sind schwierig 

Geremia glaubt deshalb, dass sich die Investitionspolitik ändern wird. Wachstum um jeden Preis war gestern; jetzt will man mit Investitionen etwas verändern. Schwierig sei aber die langfristige Performancemessung – denn noch wüssten wir nicht, wie man statt des kurzfristigen Aktionärskapitals das langfristige Stakeholderkapital erfassen soll. Nötig sei ein Gleichgewicht zwischen kurzfristiger Rechenschaftspflicht und langfristiger Wertschöpfung. Für Geremia ist die Haltedauer eine wichtige Kennzahl zur Beurteilung von Assetmanagern. Wie lange halten sie an einem bestimmten Titel fest? ESG und Nachhaltigkeit sind wichtige Konzepte, führen sie doch zu einer Verlängerung der Haltedauern und langfristigerem Denken. Denn wer sein Kapital langfristig in ein Unternehmen investieren will, muss die für dessen Mitarbeiter und die Gesellschaft wichtigen Umwelt- und Sozialfaktoren analysieren. Sie sind nicht leicht zu quantifizieren. Aber ohne Zahlen fallen Messung und Berichterstattung schwer.

Mehr bewirken und anders handeln 

Die Zeiten sind unsicher, und viel ist im Fluss. Für uns ist das eine Chance, es anders zu machen. Investoren bezahlen uns für den verantwortungsvollen Umgang mit ihrem Kapital. Wie können wir Kennzahlen entwickeln, fragt Carol Geremia, die unsere Leistung messen, und sicherstellen, dass wir unserem Langfristziel, der verantwortungsbewussten Kapitalanlage, treu bleiben? Das ist die größte Herausforderung. Aber es ist auch eine Chance. Es wird nicht mehr reichen, dass man einfach nur besser sein will als eine kurzfristige Benchmark. Man muss langfristig denken, wie ein Eigentümer. Das bedeutet, Interesse an den Unternehmen selbst zu haben und nicht nur an Risiken und Erträgen.

Autoren:

Carol Geremia, Head of Global Distribution
Vish Hindocha, Global Head of Sustainability Strategy 

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