Von der Industrierobotik bis zur generativen KI: Das Robotik-Investmentteam von Pictet hat ein Jahrzehnt voller Innovationen hinter sich, und es stehen noch weitere spannende Entwicklungen bevor: Senior Investment Manager Peter Lingen im Gespräch.

Was gab vor 10 Jahren den Ausschlag für die Auflegung einer Robotics Strategie bei Pictet? 

Schon 2015 liessen demografische Herausforderungen wie eine alternde Bevölkerung und sinkende Produktivitätsraten die Nachfrage nach Automatisierung steigen. Wir sahen darin die Gelegenheit, ein Thema aufzugreifen, mit dem sich der Markt noch nicht beschäftigte. Damals lag der Schwerpunkt auf Automatisierung, Industrierobotik und KI. Dem lag die Notwendigkeit zugrunde, die Produktivität, die Mobilität und die Sicherheit in vielen Branchen zu erhöhen und in einigen produktionsintensiven Industriezweigen den Arbeitskräftemangel zu den Hauptproduktionszeiten zu beheben.

Uns war damals schon klar, dass Roboter Teil vernetzter intelligenter Fabriken werden würden, die Big Data, KI und Cloudplattformen für vorausschauende Wartung, adaptive Fertigung und nahtlose Zusammenarbeit zwischen Mensch und Roboter nutzen. Letztlich wollten wir eine Strategie auflegen, die sich auf die nächste industrielle Revolution und den Aufstieg intelligenter Maschinen konzentriert.

Auf der Grundlage des bewährten thematischen Ansatzes von Pictet entwickelten wir eine Bottom-up-Anlagestrategie, die wir auch heute noch genauso anwenden. Sie ist unabhängig von Benchmarks, Sektoren, Anlagestilen und Regionen. Wir konzentrieren uns auf Unternehmen mit hoher „Reinheit“, das heißt, ihre Umsätze müssen mit unserem Anlagethema Robotik, Automatisierung und KI zusammenhängen.

Heute, ein ganzes Jahrzehnt später, ist Robotics eine wichtige, aktiv gemanagte Strategie mit einem verwalteten Vermögen von 9,5 Mrd.1

Wie spüren Sie Anlagechancen auf?

Seit der Auflegung der Robotics Strategie vor 10 Jahren haben wir fast 8 Jahre lang Handelsspannungen erlebt, die von geopolitischen Reibungen, Handelskriegen und Zöllen geprägt waren. Dadurch sind die komplexen globalen Lieferketten unter enormen Druck geraten. Daher versuchen Regierungen und Unternehmen zunehmend, die Produktion wieder zurück ins eigene Land oder zumindest in die nähere Region zu holen. Letztlich haben diese Herausforderungen die Nachfrage nach Industrierobotern in Fabriken sowie nach sonstigen Automatisierungs- und Softwarelösungen angekurbelt. Unserer Anlagephilosophie treu zu bleiben, hat uns geholfen, auf Kurs zu bleiben und interessante Chancen aufzuspüren. Darüber hinaus sind wir bereit, sinnvolle Wetten auf Unternehmen einzugehen, bei denen unsere langfristige Perspektive von der des Marktes abweicht.

Generell suchen wir nach Unternehmen, die Marktführer in aufstrebenden Nischen sind und sich durch eine klare Technologieführerschaft auszeichnen. Wir sind von Unternehmen angetan, die stark in Innovationen investieren und das Selbstvertrauen haben, in sich selbst zu investieren. Nach unserem Dafürhalten werden Unternehmen, die Innovation in ihrer DNA haben und ein nachhaltiges Wachstum aufweisen, in der heutigen wachstumsschwachen Welt immer seltener zu finden sein. Einige dieser Unternehmen sind hoch bewertet, aber eben nicht alle – es gibt immer Champions, die direkt vor unseren Augen im Verborgenen liegen.

Ein Beispiel: 2016 haben wir in einen weltweit führenden Anbieter von Prozesssteuerung und Ertragsmanagement in der Halbleiterfertigung investiert. Seitdem hat das Unternehmen seinen Wert stetig gesteigert, angetrieben durch kontinuierliche Forschung und Entwicklung und die Fähigkeit, Wachstumsmärkte wie fortschrittliche Logik- und Speicherchips mit hoher Bandbreite zu erschliessen.2

Welche Anekdoten sind Ihnen in Erinnerung geblieben?

Eine unserer Beiratssitzungen fand im dänischen Odense statt. Die Stadt gilt als eines der weltweit führenden Zentren für Robotik und Automatisierung, in dem frühe Pioniere wie Universal Robots (UR) und Mobile Industrial Robots (MIR) ihren Sitz haben. Ich fand es faszinierend, dass die Sitzung in einer ehemaligen Werft der Mærsk-Gruppe stattfand, die fast ein Jahrhundert lang Schiffe gebaut hat. In den 90er Jahren arbeitete die Werft angesichts der Konkurrenz aus Asien mit der Universität Süddänemark zusammen, um Roboterschweißsysteme zur Verbesserung der Effizienz im Schiffbau zu entwickeln. Diese Expertise auf dem Gebiet der Robotik in Verbindung mit dem in der dänischen Kultur tief verwurzelten Kooperationsgedanken hat die Grundlage für die Entwicklung neuer Unternehmen und eines ganzen unternehmerischen Ökosystems geschaffen. Dieser Fokus hat Talente und Investitionen angezogen und ist ideal für Startups, die sich auf kollaborative und mobile Robotik, Drohnen und fortschrittliche Automatisierungstechnologien spezialisiert haben.

Können Sie uns ein wenig über Ihr Team erzählen?

Ich leite das Team mit einem kollaborativen, skandinavisch inspirierten Ansatz. Ich möchte Vertrauen fördern und jedem Mitglied die Freiheit geben, innerhalb eines starken und disziplinierten Investmentrahmens seinen Beitrag zu leisten, zu lernen und die eigenen Kompetenzen weiterzuentwickeln. Ich betrachte Fehler als Chance, daraus zu lernen. Jeder deckt zwar sein eigenes Fachgebiet ab, aber wir arbeiten eng zusammen, um Erkenntnisse auszutauschen und uns gegenseitig zu unterstützen. Meine Aufgabe ist es, die Gesamtstrategie und die Ausrichtung des Portfolios festzulegen. Ich lege großen Wert auf Zusammenarbeit, Integrität und gemeinsames Lernen innerhalb des Teams und versuche, das Wachstum des Einzelnen mit dem Erfolg des Teams in Einklang zu bringen.

Welche spannenden Entwicklungen sollten Investoren im Auge behalten?

Ich bin nach wie vor begeistert, wie schnell die KI-Kerninfrastruktur aufgebaut wurde. Möglich wurde dies durch Fortschritte bei Halbleitern, Halbleiterfertigungsanlagen und Designsoftware – all das wird nun auch wieder durch KI beschleunigt. Im Zuge des Ausbaus dieser Infrastruktur bin ich besonders gespannt auf die nächsten Phasen der KI, wie agentenbasierte KI und physische KI, die meiner Meinung nach die Zukunft der Softwareautomatisierung und Robotik darstellen. Gute Beispiele für agentenbasierte KI sehen wir bereits in der Automatisierung von Geschäftsprozessen wie Kundenservice und Marketing, während wir bei der physischen KI einen Wendepunkt in der Verbreitung von Robotaxis, autonomen Fahrzeugen und humanoiden Robotern sehen. Generative KI hat die Art und Weise verändert, wie Roboter lernen und mit ihrer Umgebung interagieren. Dieser Sprung in den KI-Fähigkeiten hat den Forschungs- und Entwicklungszyklus für Robotik und Automatisierung verkürzt und die Datenanalyse, prädiktive Funktionen und virtuelle Simulationen verbessert, die in der Design- und der Trainingsphase dieser neuen Tools entscheidend sind. Für mich ist der entscheidende Punkt, auf den Investoren achten sollten, die Geschwindigkeit, in der all diese Entwicklungen stattfinden.

Fußnoten:

1 Quelle: Pictet Asset Management, September 2025
2 Quelle: Pictet Asset Management, September 2025

Anlageprodukte:

Pictet - Robotics-P EUR (LU1279334210)

Pictet Asset Management ist ein Spezialist für institutionelle Vermögensverwaltung, der Investmentlösungen weltweit anbietet. Strategische Kompetenzbereiche sind Thematische Investments, Absolute Return, Schwellenländer und Multi-Asset.

Strategien für Ihre Kundenportfolios:

Visionär: 30 Jahre thematische Investments | Pictet

Im Gespräch mit Hans Peter Portner erfahren wir, wie Pictet AM in drei Jahrze…


Pictet Asset Management

Pictet Asset Management

Experten-Gastbeitrag

Caroline Reyl: 20 Jahre Fokus auf Premiummarken | Pictet

Caroline Reyl reflektiert über zwei Jahrzehnte der Pictet Premium Brands Stra…


Pictet Asset Management

Pictet Asset Management

Experten-Gastbeitrag

Schwellenländeraktien: Lokale Betrachtung | Pictet

Bei der Anlage in Schwellenländeraktien können lokale Einblicke helfen, erheb…


Pictet Asset Management

Pictet Asset Management

Experten-Gastbeitrag