Der japanische Aktienmarkt erwacht. Unternehmen arbeiten an überkapitalisierten Bilanzen und die Tokioter Börse macht Druck: ein Nährboden für Corporate Action. Ein Einblick von TBF – seit über 10 Jahren im sehr speziellen japanischen Markt aktiv.

Niedrig bewertete Unternehmen

Im letzten Jahrhundert war Japan für den Walkman, den Gameboy und hochwertige Fernseher bekannt. Aktuell verbinden Investoren mit dem Land im Osten eher günstige Bewertungen. Das hat auch seinen Grund: Im Topix befinden sich über 2.000 Aktien. Fast die Hälfte von ihnen haben ein Preis / Buch (P/B) - Verhältnis von unter 1. Das steht in klarem Kontrast zu den USA oder Europa. Im S&P 500 weisen lediglich 5% der Unternehmen ein entsprechendes niedriges Verhältnis auf. Selbst der breite Stoxx 600 kommt nur auf einen Anteil von 22% (Quelle: Bloomberg, Stand: 30. Juni 2023). Woran liegt diese Misere?

 Preis - Buch - Verhältnis der Indizies

Preis - Buch - Verhältnis der Indizies

Quelle: Bloomberg, Stand: 30. Juni 2023

Im Land der aufgehenden Sonne sind hauptsächlich drei Punkte ausschlaggebend für derart niedrige Bewertungen: 

  1. die mangelnde Fokussierung auf den Aktionär samt der Investoren-Kommunikation 
  2. überkapitalisierten Bilanzen 
  3. der ausgearteten Vernetzung der Unternehmen (Überkreuzbeteiligungen) 

Drei Jahrzehnte der Deflation und des demografischen Wandels haben einen notwendigen Wandel angestoßen, der Chancen bietet und noch an Fahrt gewinnen darf.

Der Aktionär rückt langsam in den Fokus 

Erst seit dem Anfang der 2000’er Jahre berichten japanische Unternehmen Quartalszahlen. Seitdem wurde der Gedanke der Shareholder Value Fokussierung nicht deutlich weiterentwickelt. Selbst die interne Relevanz der Investor Relationsabteilung war lediglich eingebettet in die traditionelle Entwicklung der Nachwuchsführungskräfte „sogo-shoku“. Sie war demnach keine eigenständige Abteilung, in der über mehrere Jahre Wissen angesammelt wurde. Ebenfalls wurden die Werte der Ausrichtung auf Profitabilität nicht entsprechend weitergeleitet und konnten so kaum in die Kultur übernommen werden.

Das könnte auch einer der Gründe sein, warum die japanischen Unternehmen die angehäuften Gewinne nicht ausschütten, sondern die Bilanzen weiterhin überproportional stärken. Das resultierte zunächst in sinkenden Verschuldungen, doch anschließend auf zu hohen Kassenbeständen, die den Rentabilitätsansprüchen der Aktionäre widersprachen. 

Das „Geklüngel“ der Überkreuzbeteiligungen 

Zudem haben japanische Unternehmen eine lange Tradition in der Bildung von Überkreuzbeteiligungen – ähnlich dem damaligen Konzept der Deutschland AG, auch bekannt als „Keiretsu“. In der japanischen Geschäftskultur spielt Vertrauen eine wichtige Rolle. Durch enge Beziehungen und langfristige Partnerschaften könnten Unternehmen demnach Vertrauen aufbauen und man versprach sich, dadurch gemeinsam langfristige Ziele verfolgen zu können. Die Folge war aber eben auch eine niedrigere Bewertung und nachlassende Fokussierung auf die wichtigen Geschäftsmodelle. 

Neue Generation bringt neuen Schwung in die Unternehmenskultur 

Durch die drei Dekaden Deflation und den einhergehenden demografischen Wandel ändert sich nun die Lage: Neue, gut ausgebildete Generationen kommen in die Unternehmen und sorgen seit Jahren bereits für den nötigen Druck, um kleine Schritte in die richtige Richtung zu gehen: In den Besprechungen mit den Unternehmen treffen wir vermehrt auf jüngere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in Bezug auf Investoren-Kommunikation professionell ausgebildet werden. 

Corporate Action durch Druck der TSE 

Seit Anfang des Jahres, hat die Tokioter Börse („TSE“) einen Maßnahmenplan (Quelle: TSE, 31. März 2023) veröffentlicht, der die Ausrichtung der Unternehmen hinsichtlich Profitabilität und die Berücksichtigung der Kapitalkosten verbessern soll. Bisher waren die reinen Umsatz- und Gewinnzahlen im Fokus. Dabei werden zwar Aktienrückkäufe und Dividenden positiv aufgenommen, doch möchte die TSE weiter gehen: die zukunftsfähige Ausrichtung der Unternehmen soll messbar und veröffentlicht werden, sowie in einem proaktiven Investorendialog münden. Speziell Unternehmen mit einem P/B-Verhältnis von unter 1 werden hier angespornt, den Fokus auf Kapitalkosten, Eigenkapitalrenditen oder etwa der Marktbewertung zu legen. Obwohl die japanische Art der Kommunikation in der Regel eher ausweichend ist, wird die TSE in ihrem Leitfaden für die Unternehmen eher konkret und gibt den Unternehmenslenkern Kennzahlen an die Hand.

Als klare Zielgruppe richtet sich die TSE mit den oben genannten Forderungen an die gelisteten Unternehmen in den obersten beiden Ligen der Börse – dem Prime und dem Standard Segment. Der Platz, in dem sich auch TBF tummelt.

Auf Augenhöhe mit den Unternehmen: als Aktionär gestalten wir mit 

Seit über 10 Jahren konnte das Fondsmanagement von TBF nun schon Unternehmen in Nippon vor Ort besuchen und diskutiert mit den Repräsentanten die Geschäftsmodelle, aber auch die Auswirkungen auf Profitabilität und Bewertungen. In regelmäßigen Gesprächen mit den Unternehmenslenkern gehen wir auf Bilanz- und Profitabilitätskennzahlen ein und begleiten die Entwicklung der Geschäftsbereiche. Positiv sehen wir die Entwicklung der Dividenden und Aktienrückkäufe: In Summe bewegen wir uns hier zwar bereits auf historischen Höchstständen, aber es gibt noch deutlich Luft nach oben! Daher schrecken wir nicht vor der Ansprache von unnötigen Verflechtungen zurück, um die Bedürfnisse des Aktionärs mehr in den Vordergrund zu setzen. Als Folge könnten durch Abspaltungen weitere Sonderdividenden oder andere Kapitalmaßnahmen erfolgen und zukünftig die Attraktivität des Marktes weiter steigern.

Japan ist also kein einfacher Markt. Wir konnten über viele Jahre hinweg ein tiefes Verständnis für Land, Leute, Denkweise und vor allem Unternehmensausrichtungen aufbauen und profitieren darum von unserem jahrelangen, intensiven Research. 

Aktuelle Eindrücke stimmen uns positiv 

Der letzte Besuch vor Ort im Juni 2023 bestätigte das positive Bild: In nur fünf Tagen wurden 23 Unternehmen besucht. Die genannten Trends um den Generationswechsel in den Unternehmen, die Fokussierung auf den Aktionär und die einhergehenden Profitabilitätskennzahlen stimmen uns positiv, gute Unternehmen mit weitsichtigem Management ausgewählt zu haben, um langfristig Mehrwert zu generieren. 

Japan Allokation smart umgesetzt 

Wir setzen unsere Ideen nicht nur in dem mehrfach ausgezeichneten TBF JAPAN um; japanische Aktien sind auch ein fester Bestandteil des TBF SPECIAL INCOME und des TBF SMART POWER. Generell fließen diese Titel in unsere „TBF Best Ideas“ ein und bereichern so unser gesamtes Fondsangebot. Man muss also nicht zwangsläufig einen Fonds kaufen, der von japanischen Häusern verwaltet wird. Das Gute ist oft so nah…

Wertentwicklung des TBF Japan Fonds EUR R seit Auflage

Wertentwicklung des TBF Japan Fonds EUR R seit Auflage

Quelle: HANSAINVEST, Berechnung: TBF Global Asset Management. Betrachteter 
Zeitraum: Seit Auflage, 18.11.2023, bis 31.07.2023.

Anlageprodukte:

TBF JAPAN EUR R (DE000A1WZ3Y1)

TBF SPECIAL INCOME (DE000A1JRQD1 / DE000A1JRQC3)

TBF SMART POWER EUR R (DE000A0RHHC8)

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Seit der Gründung im Jahr 2000 durch Peter Dreide agiert TBF als inhabergeführtes Unternehmen unabhängig von den Modeerscheinungen des Kapitalmarktes. Diese Unabhängigkeit gibt TBF die Freiheit, die eigenen Werte und Anlagestrategien ausschließlich im Sinne der Investoren umzusetzen.

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