Kundinnen und Kunden, die kurz vor der Ukrainekrise neu investiert oder ihr Portfolio aufgestockt haben, blicken womöglich am Ende für 2023 zum zweiten Mal unzufrieden auf geschrumpfte Bestände: Gründe und (positive) Aussichten.

Seit 24. Februar 2022, dem Tag als der russische Angriff auf die Ukraine begann, wütet ein Krieg am östlichen Rand Europas. Die ökonomischen Folgen – jenseits tausendfachen menschlichen Leids – sind bekannt: Gestörte Lieferketten, hochschnellende Energiepreise und eine schwer zu bremsende Inflation. Die Auswirkungen dieses einschneidenden Ereignisses zeigten sich auch in vielen Anlageportfolios, denn die Kurse für Aktien und Anleihen gaben in der Folge gleichzeitig nach. Besonders, wenn 2021 und anfangs 2022 viel Kapital neu investiert wurde, kann mit dem „Abschluss“ zum Jahresende 2022 und auch noch 2023 ein deutliches Minus im Depot zu Buche schlagen. Was sind die Gründe? Was können Sie betroffenen Kundinnen und Kunden mit auf den Weg geben, die vielleicht verunsichert sind, sich womöglich überstürzt von ihren Investments trennen wollen und auf diese Weise schmerzhafte Verluste realisieren würden?

Aktien sind ein unverzichtbares Langfristinvestment. Punkt.

Global gesehen haben die Aktienkurse zwischen Januar und Oktober 2022 um etwa ein Viertel nachgegeben und dann 2023 die Verluste sogar im Vergleich zu den Werten vor der Coronakrise (fast) wieder aufgeholt.1 Wurde ein Aktienportfolio ab 2021 und vor dem Februar 2022 aufgebaut, kann also durchaus im Jahresreporting für das Jahr 2022, selbst noch für das 2023 ein negatives Ergebnis im Vergleich zu den Einstandspreisen ausgewiesen sein.

Allerdings: Jeder, der Anlegerinnen und Anleger berät, weiß, dass Aktien einen langen Anlagehorizont benötigen. Und natürlich wurde das auch vor dem Investment erläutert. Vielleicht wirkt es nur emotional nicht mehr nach. Deshalb kann es wichtig sein, die Entwicklungen seit dem zweiten Quartal 2022 zu erklären, sie einzuordnen und in einen Kontext angemessen positiver Aussichten für die Zukunft zu stellen.

Die Erklärung: Die Kurseinbußen waren auf die wirtschaftliche Verunsicherung nach Beginn des Ukrainekrieges und die daraus resultierenden Auswirkungen insbesondere auf Lieferketten und Energiepreise zurückzuführen. Seither entwickelten sich allerdings die Unternehmensgewinne bis 2023 deutlich positiv. In Deutschland erreichten die Unternehmensgewinne einen Höchststand und übertrafen die Werte des Vor-Corona-Jahres 2019. Die Stückgewinne haben nach Angaben der OECD um 24% zugelegt.2 Eine deutliche Entwicklung, wenn auch die wirtschaftlichen Aussichten 2024 mit einigen Fragezeichen versehen sind.

Die Einordnung: In schwierigen Aktienjahren lohnt es sich immer, inne zu halten, um eine langfristige Perspektive einzunehmen. Und aus dieser gilt: Aktienkurse haben sich nach allen Krisen der zurückliegenden 30 Jahre wieder erholt und Aktien sind letztlich gestärkt aus ihnen hervorgegangen. Auch die große globale Finanzkrise 2008 war aus Sicht von Anlegenden mit einem Horizont von 10 Jahren schon bald wieder vergessen. Selbst, wer den „ungünstigsten“ Einstiegszeitpunkt 2008 gewählt hatte, blickte – trotz der „Abstürze“  in der Finanzkrise – nach 10 Jahren per Saldo auf ein Kursplus von rund 40%.3

30 Jahre Aktien: Alle Krisen gemeistert (Grafik auch zum Download verfügbar)

Grafik zeigt Entwicklung des MSCI World Index. Nach dem Platzen der Dot-Com-Blase, nach der globalen Finanzkrise, nach der Coronakrise und nach Beginn des Ukraine-Krieges waren Einbrüche von Aufholphasen gefolgt.

Entwicklung globaler Aktien am Beispiel des MSCI World in Punkten (Illustration zeigt kein reales Investment). Wertentwicklungen der Vergangenheit sind keine Garantie für künftige Entwicklungen, die sowohl besser als auch schlechter ausfallen können. Betrachtungszeitraum 23.01.1994 bis 23.01.2023. Quelle: Refinitv/Datastream, Darstellung FFB

Die Wirkung der Langfristigkeit: Auch auf andere Weise lässt sich die positive Langfristperspektive von Aktien verdeutlichen. Wer von der Betrachtung einzelner Jahreszeiträume abrückt und den Fokus wirklich auf längere Zeiträume legt, erkennt die Renditekraft von Aktien. Während einzelne 12 Monats-Abschnitte mitunter negative Wertentwicklungen verzeichnen, sind rückblickend vom Dezember 2023 die Renditen von Anlagen von mehr als 5 Jahren positiv (s. Tabelle).

Aktienrenditen: Kurzfristige vs. langfristige Perspektive (Grafik auch zum Download verfügbar)

Tabelle mit Einjahreszeiträumen in ihrer Wertentwicklung: 2023 = 19,6%, 2022 = -12,78%, 2021 = 31,07%, 2020 = 6,33 %, 2019 = 30,02%. Tabelle mit längerfristiger Perspektive: 5 Jahre = 13,4% p.a., 10 Jahre = 11,7% p.a.

Entwicklung globaler Aktien am Beispiel des MSCI World (EUR) - netto (Illustration zeigt kein reales Investment). Wertentwicklungen der Vergangenheit sind keine Garantie für künftige Entwicklungen, die sowohl besser als auch schlechter ausfallen können. Betrachtungszeitraum endend 31.12.2023. Quelle: Refinitv/Datastream, Darstellung FFB

Die Unverzichtbarkeit: Aller Schwankungen zum Trotz, die Anlegerinnen und Anleger bei der Investition in Aktien aushalten müssen, ist die Anlageklasse zudem für den langfristigen Kapitalerhalt und Vermögensaufbau unverzichtbar. Denn die Inflation vermindert beharrlich die Kaufkraft des Kapitals Ihrer Kundinnen und Kunden.

Nur ein Investment, das wie Aktien, diese realen Kaufkraftverluste überkompensiert, ist für die langfristige Geldanlage und Vermögensbildung wirklich geeignet.

10 Jahre: Inflation in Deutschland vs. globale Aktienrendite (in %) (Grafik auch zum Download verfügbar)

Säulendiagramm: Inflation 25%, Aktienwertentwicklung: 284,71%.

Entwicklung globaler Aktien am Beispiel des MSCI World (EUR) - netto (Illustration zeigt kein reales Investment). Wertentwicklungen der Vergangenheit sind keine Garantie für künftige Entwicklungen, die sowohl besser als auch schlechter ausfallen können. Quellen: Destatis.de, Abruf 22.01.2024. Berechnungszeitraum bis Dezember 2023. Refinitv/Datastream, Betrachtungszeitraum. Dezember 2013 bis Dezember 2023. Darstellung FFB

Die Nachkaufchancen bei temporären Rücksetzern

Aktien sind also auch bei temporären Schwächen in der Lage, ihre langfristig angelegte Rolle als Vermögensbilder in Anlageportfolios auszufüllen. Zeitweilige Kursrückgänge, vor denen Anlegerinnen und Anleger auch im konjunkturell schwierigen Jahr 2024 nicht gefeit sein werden, sollten also nicht verunsichern, sondern als Chance betrachtet werden: Denn Zeiten nach Kursrückgängen markierten in der Vergangenheit oft günstige Einstiegspunkte für ein antizyklisches Investieren.

Annus horribilis für Anleihen liegt hinter uns

Königin Elisabeth II. hatte den Begriff des „Annus horribilis“ („schreckliches Jahr“) salonfähig gemacht. Und auch Anleihen haben ihr schreckliches Jahr hinter sich. Bis zu den Zinsanhebungen der Zentralbanken im Jahr 2022 gingen lange Nullzinsjahre voraus. Dann begann der Schrecken mit dem Start der Leitzinserhöhungen.

Die Folge: Mit gestiegenen Leitzinsen mussten dann neuere Anleihen mit höheren Zinsversprechen ausgestattet werden. Das machte bereits länger am Markt befindliche Anleihen mit ihren niedrigen Kupons aus der Niedrigzinsphase vergleichsweise unattraktiv. Deren Kurse am Sekundärmarkt sanken drastisch, vor allem bei den „Langläufern“. 

Die sogenannte Zinswippe macht das Verhältnis deutlich. Die Duration ist dabei ein Maß für die Kurssensitivität einer Anleihe bei Leitzinsveränderungen. In der Regel haben Anleihen mit längeren (Rest-)Laufzeiten eine höhere Duration. Verbleibt nur noch wenig Zeit bis zur Endfälligkeit und der zugesagten Rückzahlung des Nennbetrags (=Kurs 100), sind die Schwankungsbreiten geringer.

Effekt der Zinswippe 2022/23: Steigende Leitzinsen, sinkende Anleihekurse (Grafik auch zum Download verfügbar)

Schematische Darstellung einer Wippe visualisiert die Aussage in der Bildunterschrift.

Der Preis der Anleihe A mit kürzerer Duration ist geringer betroffen als der einer vergleichbaren mit längerer Duration (B). Schematische Darstellung: FFB

Anleihen können ihre Rolle im Portfolio heute wieder besser erfüllen

Heute – bei einem Leitzins der EZB von 4,5%4 – verfügen auch Staatsanleihen und Unternehmensanleihen guter Bonität wieder über nennenswerte Kupons. Sie sorgen damit wieder für regelmäßige Zinserträge. Und, da inzwischen wieder über Leitzinssenkungen5 spekuliert wird: Im Falle sinkender Leitzinsen funktioniert die Zinswippe auch in umgekehrter Richtung. Die Kurse von Anleihen auf dem Sekundärmarkt würden steigen. Regelmäßige Erträge und Kurschancen bei Anleihen sorgen also dafür, dass Anleihen heute ihre stabilisierende Rolle im Portfolio wieder besser ausfüllen können.

Chancen für Anleihestrategien – auch in bestehenden Investments

Doch auch bestehende Investments in Anleihefonds können nach Kursverlusten wieder aufholen. Wie, das hängt ganz von der Zusammensetzung des Fondsportfolios ab. Gerade bei aktiv gemanagten Fixed-Income-Fonds hat auch die Strategie des Fondsmanagement-Teams großen Einfluss. Zu den strategischen Möglichkeiten gehören:

Kurschancen nutzen: Selbst bei Anleihen mit geringer zugesagter Verzinsung (Kupon) können heute wieder Kurschancen bestehen. Die Kursabschläge der vergangenen 12 bis 16 Monate haben vielfach zu Bewertungen geführt, von denen aus bis zur Fälligkeit der Anleihe und der geplanten Rückzahlung des Nennwertes zu 100% Aufholpotenziale bestehen.

Duration steuern: Mit dem gestiegenen Zinsniveau haben sich auch die Spielräume für ein aktives Durationsmanagement wieder erweitert. Gerade, wenn die Leitzinsen sinken sollten, können Fondsmanagement-Teams die durchschnittliche Duration der gehaltenen Fixed-Income-Papiere im Portfolio erhöhen. So würden die – nun positiven – Auswirkungen auf die Kursentwicklung verstärkt.

Spezialisierte Strategien einsetzen: Wenn das Fondsmanagement keine Wetten auf eine künftige Leitzinsentwicklungen eingehen will, können andere Strategien zum Einsatz kommen wie zum Beispiel eine Carry-Strategie. Ziel dieser Strategie ist es, die zurzeit attraktiven Verzinsungen von Anleihen in die Zukunft fortzuschreiben. Dabei werden Anleihen bis zur (oder bis nahe an die) Endfälligkeit gehalten. Unter der Voraussetzung, dass es nicht zu Ausfällen kommt, ist die Rendite bei dieser Strategie berechenbar. Denn mit dem Kauf liegen sowohl die Höhe der zu erwartenden Zinserträge als auch das Kurspotenzial (in der Differenz von Einstandskurs und dem Nominalwert von 100 bei Endfälligkeit) fest.

Fazit: Überreaktionen waren schon immer ein schlechter Rat für Anlegerinnen und Anleger

Seit dem zweiten Quartal 2022 kam es zu Kursverlusten in den wichtigen Anlageklassen Aktien und Anleihen. Bei Aktien liegen diese im Bereich der Schwankungen, denen langfristig orientierte Anlegerinnen und Anleger immer wieder begegnen werden. Eine deutliche Erholung hat bereits eingesetzt. Wenn das auch keine Garantie ist für die Entwicklung in der Zukunft: Historisch sind Aktien aus allen Krisen gestärkt hervorgegangen. Für den langfristigen Vermögensaufbau sind ihre Renditepotenziale praktisch unverzichtbar.

Anleihen litten seit 2022 unter ganz ungewöhnlich schlechten Vorzeichen: Ausgehend von einer extrem langen Nullzinsphase setzen die schnellen Leitzinserhöhungen die Kurse umlaufender Anleihen unter Druck. Aufgrund der niedrigen Kupons konnten die laufenden Erträge die Kursverluste kaum mildern, geschweige denn kompensieren.

Heute ist der Ausgangspunkt wesentlich besser. Neu begebene Anleihen verfügen wieder über höhere Kupons. Das gegenwärtige Leitzinsniveau gibt Investmentmanagern wieder mehr Möglichkeiten, die Anleiheportfolios ihrer Fonds im Sinne positiver Anlageergebnisse zu gestalten.

Fußnoten: 

1 Basis: MSCI World in Punkten, Quelle: Refinitiv, Datastream, Stand 23.01.2024
2 Tagesschau, 11.7.2023
3 MSCI World, zur Illustration. Quelle: Refinitv Datastream, Jan. 2024
4 Quelle: EZB, Stand 22.01.2024
5„Wann senkt die EZB die Zinsen?“, morningstar.de, 22.01. 2024

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