Eine neue Zeitrechnung bricht an: Noch in diesem Jahr wird die Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen von Anlegern verpflichtend sein. Nicht nur bei Neukunden, auch im gesamten Bestand. Doch worin unterscheiden sich die verschiedenen Ansätze des ESG-Investierens?

Das Universum nachhaltiger Fonds umfasst grundlegend unterschiedliche Strategieansätze – mit jeweils verschiedenen finanziellen und außerfinanziellen Zielsetzungen, die Anleger mit ihnen verfolgen können. Das immer weiter wachsende Angebot an nachhaltigen Fonds für Anleger zu strukturieren und zu ordnen, ist eine wichtige Aufgabe der Beratung. Die folgende Übersicht kann dabei helfen.

ESG: Spektrum nachhaltiger Fondsstrategien (Grafik auch als Download verfügbar)

Quelle: FFB, Darstellung dient nur zur Illustration

Nachhaltige Fonds können unterschiedliche Ansätze verfolgen, wie die Grafik zeigt. Häufig finden sich aber Fondsstrategien, die unterschiedliche Strategieansätze kombinieren. 

Ausschluss

Grundlage ist dabei oft der Ausschluss von Anlagewerten oder Branchen aus dem Universum investierbarer Titel, die gegen grundlegende Überzeugungen zur Nachhaltigkeit verstoßen. Da diese fast immer die Grundlage von Fondsstrategien bilden, auf der im Investmentprozess weitere Nachhaltigkeitsstrategien aufbauen, sind sie am häufigsten vertreten. Fast 95 % des in Deutschland nachhaltig angelegten Kapitals1 berücksichtigt Ausschlüsse.  

Die Top Ten der Ausschlusskriterien in Deutschland 2021 (in Milliarden Euro) (Grafik auch als Download verfügbar)

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Quelle: FNG – Forum Nachhaltige Geldanlagen, 2022

Integration

Darauf aufbauend kann ESG in den Investmentprozess integriert werden. Hier unterscheiden sich die einzelnen Fondsstrategien nach ihren Datengrundlagen und grundsätzlichen Optimierungszielen. Verschiedene Vorgehensweisen sind weit verbreitet. Hier die gängigsten:

  • Das Fondsmanagement orientiert sich an den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der UN (UN SDGs – UN Sustainable Development Goals), die 2016 in Kraft getreten sind.
  • Fondsmanager nutzen Ratings, um wichtige Nachhaltigkeitskenngrößen ihrer Fondsportfolios zu bestimmen. Als externer Ratingpartner stellt beispielweise MSCI ein Sustainability Rating von Unternehmen zur Verfügung. Große Fondsgesellschaften beschäftigen aber inzwischen oft eigene ESG-Analysten, die proprietäre ESG-Ratings erstellen, um den verantwortlichen Fondsmanagern einen Wissensvorsprung zu verschaffen.
  • Das Portfoliomanagement versucht, wesentliche Kenngrößen wie etwa die CO2-Intensität (den „CO2-Fußabdruck”) eines Fonds zu verbessern. 

Best-in-Class

Eine einfache ESG-Optimierungsstrategie würde die Titel mit den besten ESG-Scores in den Ratings auswählen (siehe oben). Verbreiteter sind heute „Best-in-Class-Ansätze“. Sie legen bei der Selektion von Titeln nicht einfach den absoluten Rating-Score von Unternehmen zugrunde, sondern vergleichen ihn mit dem anderer Unternehmen in derselben Branche. Der Unterschied: Bei einer einfachen ESG-Optimierung würden beispielsweise sämtliche Energiekonzerne in einem nachhaltigen Portfolio keine Berücksichtigung finden. Ein Best-in-Class Ansatz kann jedoch das Engagement eines Energiekonzerns bei den erneuerbaren Energien mit einbeziehen und dessen Bestrebungen, diese weiter auszubauen. Agieren Konzerne hier nachhaltiger als andere, können sie nach dem Best-in-Class-Ansatz berücksichtigt werden. Er honoriert und unterstützt damit auch den Umbau zu einer klimaneutralen Wirtschaftsweise. Investmenttechnisch vermeidet so ein Best-in-Class-Ansatz eine allzu einseitige Branchenneigung und ermöglicht eine bessere Risikostreuung im Portfolio.

Nach übereinstimmender Meinung der meisten Fondsmanager können Ausschlüsse und insbesondere ESG-Integration nicht nur einen wesentlichen Beitrag zum besseren Management von ESG-bezogenen Risiken für die Wertentwicklung des Portfolios leisten. Sie können auch bessere Renditechancen für Anleger eröffnen.

ESG-Themenfonds

Einen anderen Weg gehen nachhaltige Themeninvestments. Ihre Idee liegt in der Konzentration von Kapital auf Anlagethemen, die für das Erreichen zentraler Nachhaltigkeitsziele in unserer Zeit eine entscheidende Dynamik entwickeln. Beispiele können Wasserschutz und -aufbereitung, Abfallvermeidung und -verwertung ebenso sein wie technologische Lösungen zur Energieeinsparung oder für den Ausbau nachhaltiger Mobilität. Hier können sich besondere Renditechancen für Anleger eröffnen, allerdings leisten Themenfonds einen geringeren Beitrag zur Risikostreuung.

Impact-Strategien

In Reinform nehmen sie eine Sonderstellung ein. Sie stellen die außerfinanziellen Ziele einer Geldanlage in den Vordergrund. Anleger wollen etwas bewirken und gewichten dafür unter Umständen auch die Optimierung ihrer persönlichen Rendite aus ihrer Geldanlage geringer. Impact Investing wird sehr häufig mit einer „Active Ownership“ oder dem „Engagement“ des Fondsmanagements einhergehen (wie es sich auch bei Strategien mit ESG-Integration finden lässt): Hier nimmt der Fondsmanager als Investor über die Ausübung von Stimmrechten oder den direkten Dialog mit dem Management von Unternehmen Einfluss, um Veränderungen zu mehr Nachhaltigkeit anzustoßen oder voranzutreiben.

Nachhaltigkeit: Was Fondsmanager tun und Anleger wollen

Wenn es darum geht, künftig die Präferenzen von Anlegern zu erfassen, müssen sich Beratende vor allem eines vor Augen halten: Die Überlegungen, die Fondsmanager anstellen, wenn sie Strategien entwickeln und verfolgen, sind eine Seite. Die Weise, wie Anleger nach den Vorgaben des Gesetzgebers ihren Willen bezüglich ihrer Anforderungen an Nachhaltigkeit konkret ausdrücken können, ist die andere. Und: Beide Seiten haben nicht unmittelbar miteinander zu tun bzw. sind nicht zwangsläufig synchron.

Anleger können also nicht sagen, dass sie lieber auf Themen- oder Impact Investments setzen oder einen Best-in-Class-Ansatz verfolgt haben wollen oder auf welche Ausschlüsse sie nicht verzichten können.  Es gibt nur drei Merkmalskategorien, mit denen sie nach der Ergänzung von MiFID II ihre Nachhaltigkeitspräferenzen ausdrücken können:

  1. Ob und in welchem Umfang sie Wert auf die Berücksichtigung nachteiliger Nachhaltigkeitsauswirkungen ihres Investments legen.
  2. Ob und in welchem Umfang ihre Geldanlage nachhaltige Investitionen im Sinne der Offenlegungsverordnung (SFDR) enthalten soll.
  3. Ob und in welchem Umfang ihre Geldanlage Investments beinhalten soll, die ökologisch im Sinne der gerade im Aufbau befindlichen EU-Taxonomie sind. Die Taxonomie soll einmal umfassend Wirtschaftstätigkeiten nach Nachhaltigkeitsgrößen klassifizieren. Sie ist derzeit aber lediglich für zwei klimabezogene Nachhaltigkeitsziele definiert und daher nur auf einen Bruchteil aller Wirtschaftstätigkeiten und Unternehmen anwendbar.

Die konkrete Weise, wie Nachhaltigkeitspräferenzen erfasst und mit geeigneten Anlageprodukten bedient werden können, wird die gesamte Asset Management-Industrie in Atem halten. Wie Sie sich schon heute Orientierung verschaffen, lesen Sie auch im Wegweiser „Integration von Nachhaltigkeit in der Beratung“, den wir für Sie auch im Formularshop des Internet-Frontends der FFB zum Download bereitgestellt haben.

Für Ihre Kunden haben wir ein Video erstellt, welches Ihnen das Thema nachhaltig investieren als auch die Abfrage Ihrer Nachhaltigkeitspräferenz näher bringt. 

Strategien für Ihre Kundenportfolios:

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