Nach dem Besuch einer UBS Asien Investmentkonferenz im Mai 2024 mit Abstechern nach Shanghai und Shenzhen stellt sich diese Frage für Dr. Hendrik Leber schon. Lesen Sie im folgenden Beitrag, warum dies so ist.

Asien ist groß, überwiegend jung und ambitioniert. Das machen einem schon allein die 2205 Hochhäuser in Hong Kong, 1283 in Shanghai und 509 in Shenzhen klar. Frankfurt hat 383 Häuser mit 10 oder mehr Stockwerken, was uns schon sehr beeindruckt. Während die chinesischen Städte funktionieren und sauber sind, sind in Deutschland die Rolltreppen kaputt, die Gehwege von Drogensüchtigen und Bettlern belagert und auch die Züge sind meist verspätet. Während in Deutschland elektrische Autos noch eine Minderheit sind, stellen sie in Shanghai die Mehrzahl der Autos im Straßenbild. Das Boarding am Flughafen funktioniert mit Gesichtserkennung, in Deutschland ist das noch eine Seltenheit.

Die Reise von Dr. Hendrik Leber nach Asien und seine Kommentare im Video

Überkapazitäten in China

Der riesige Boom in China hat aktuell aber zu Überkapazitäten geführt. Wohnungen stehen leer, die Immobilienpreise fallen, die Produktion lahmt, die Jugendarbeitslosigkeit ist hoch. Daraus ergeben sich einige Entwicklungen:

  • Die Ersparnisse der chinesischen Haushalte steigen nach Corona weiter. Immobilien sind die bevorzugte Anlageform, aber die Preise fallen weiter. Sobald die chinesische Regierung in den einzelnen Provinzen ihre Maßnahmen zum Abbau des Überangebots und zur Stimulierung des Wohnungskaufs (niedrigere Eigenkapitalquote, niedrigere Zinsen) umgesetzt hat und der Preisverfall gestoppt ist, wird die private Nachfrage nach Immobilien wieder anziehen. Dies könnte etwa 2 Jahre dauern.
  • In der temporären Krisenphase entdeckten die chinesischen Konsumenten die einheimischen Produkte, vom Sportartikel hin bis zur Waschmaschine. Sie kaufen vermehrt im Inland ein und schätzen ihre eigenen Produkte für einen günstigen Preis. Nur die absoluten Luxusmarken der Welt sind noch unverändert als Importe nachgefragt: Hermes, Chanel, Dior, Cartier, Balenciaga, Gucci, Luis Vuitton, Bulgari, Rolex, Tiffany.
  • Aus der demographischen Dividende der letzten Jahrzehnte wird nun eine Ingenieursdividende. In China schließen pro Jahr über 4 Millionen junge Menschen ein STEM-Studium ab, in Deutschland nur 200.000. Diese gewaltige Differenz führt dazu, dass China in vielen Gebieten eine hohe technologische Kompetenz entwickelt. Auch wenn Deutschland kreativer sein mag, so sorgt doch allein die zahlenmäßige Unterlegenheit auf Dauer zu einem Hintertreffen. 
  • China hat technologische Cluster, zum Beispiel rund um die weltgrößte Batteriefirma CATL. Aus solchen Clustern entsteht Innovation. Und damit entstehen zum Beispiel Autofirmen für elektrische Autos, die ein wesentlich besseres Preis-Leistungs-Verhältnis als europäische Produkte bieten.
  • Komparative, nicht absolute Vorteile, zählen. In einer Welt der Arbeitsteilung, sei dies zwischen dem Anwalt und seiner Sekretärin oder zwischen zwei Ländern, gibt es kein "Winner takes all", sondern derjenige mit den relativen Vorteilen holt sich seinen jeweiligen Anteil. Das heißt, dass Asien mit seinen Kostenvorteilen uns nicht in allen Bereichen schlägt, sondern dort, wo es relativ besser ist. Und das sind sicher die Solarkollektoren und Elektroautos, aber möglicherweise nicht die Badezimmerarmaturen oder Fotoobjektive. Vielleicht haben wir auch als Touristendestination eine Chance. Aber braucht Asien, speziell China, uns überhaupt? Was will China mit seinen riesigen Exportüberschüssen denn überhaupt bei uns kaufen? Vermutlich wird China, wie schon in Jahrtausenden zuvor, sich selbst genügen. Warum mühsam in ein zersplittertes Europa exportieren, wenn der eigene Markt doch groß genug ist!
  • Und wie geht es weiter mit Taiwan? Vielleicht wird Donald Trump nach seiner eventuellen Wiederwahl einen Deal mit Xi Jin Ping machen und dabei Taiwan preisgeben. Und nach etwas Empörung läuft die Welt weiter wie vorher. Das muss für die Belieferung der westlichen Welt mit Computerchips kein Unglück sein - für die Demokratie allerdings schon. 

Wir zeichnen hier kein Wunschbild, aber ein mögliches Szenario.

Anlageprodukte:

ACATIS QILIN Marco Polo Asien Fonds (DE000A2PB655 / DE000A2PB663)

Acatis Asia Pacific Plus Fonds (DE0005320303)

Die ACATIS Investment ist mit rund 20 Investmentfonds einer der führenden Value Manager im deutschsprachigen Raum. Ihr Ziel ist es, langfristig rein passive oder trendorientierte Strategien zu übertreffen und Value für ihre Investoren zu schaffen.

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