Nach Aufhebung der Haushaltssperre werden wichtige Konjunkturdaten wieder erhoben und sukzessive veröffentlicht. Doch für die entscheidende Sitzung der Fed am 9. und 10. Dezember kommen sie zu spät. Eine Übersicht mit den drohenden Konsequenzen.

Am 12. November endete der längste Government Shutdown wegen der Haushaltssperre in den USA.1 Für 43 Tage waren die staatlichen Budgets eingefroren, staatliche Bedienstete erhielten kein Gehalt, in staatlich finanzierte Projekte flossen keine Zahlungen. Shutdowns bremsen nach aller Erfahrung das Wachstum der Realwirtschaft. Ein Shutdown – zumal in dieser außergewöhnlichen Länge – verstellt allerdings auch den Blick von Ökonominnen und Ökonomen auf die wirtschaftliche Entwicklung des ganzen Landes. Vor der nächsten zinsentscheidenden Sitzung der Fed am 9. und 10. Dezember ist also auch bedeutend, auf welche Daten die Direktoren bei ihren Beratungen zugreifen können – und welche (noch) nicht vorliegen.

Der Offenmarktausschuss der FED und seine Entscheidungsgrundlagen

Entsprechend dem doppelten Mandat der Fed (Geldwertstabilität und wirtschaftliche Stärke) blickt der Offenmarktausschuss als zinspolitisches Entscheidungsgremium der Fed nicht allein auf die Daten der Inflationsentwicklung. Wobei die Kerninflation über das letzte Jahr den Währungshütern die meisten Sorgen bereitete.

USA: Inflation und Kerninflation (in %) (Grafik zum Download verfügbar)

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Quelle: Statista / Bureau of Labor Statistics, Oktober 2025; FFB (Darstellung)

Von gleichgewichteter Bedeutung sind die Daten zur wirtschaftlichen Entwicklung der USA. Hierzu werden von den Ausschussmitgliedern Daten zum Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) herangezogen.

USA: Wirtschaftswachstum über 2025 verlangsamt (BIP-Veränderung in %) (Grafik zum Download verfügbar)

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Quelle: Statista / Bureau of Economic Analysis, September 2025; FFB (Darstellung)

Als letztes wesentliches Maß gilt den Gremiumsmitgliedern der Stand der Beschäftigung im Land. Für diese drei Größen stellen alle Gremiumsmitglieder ihre Projektionsrechnungen bezogen auf die vorausliegenden drei Jahre an. Diese Projektionen werden in der Ausschusssitzung abgeglichen und ausgewertet. Sie bilden damit eine wesentliche Grundlage für die Zinsentscheidung und sind auf der Website der Fed öffentlich einsehbar (Beispiel)

USA: Arbeitslosigkeit mit leichtem Wachstumstrend (in %) (Grafik zum Download verfügbar)

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Quelle: Statista / Bureau of Labor Statistics, November 2025; FFB (Darstellung)

Zinsentscheid unter Datenunsicherheit

Die Daten zur Inflation, zum Arbeitsmarkt und zum Wirtschaftswachstum werden von zwei staatlichen Quellen bereitgestellt: dem Bureau of Labor Statistics (BLS) und dem Bureau of Economic Analysis (BEA). Beide mussten ihre Arbeit aufgrund des Government Shutdowns einstellen bzw. einschränken. Was Marktbeobachter schon früh befürchteten, ist nun Gewissheit: Die entscheidenden Daten der letzten Monate bzw. Quartale werden dem Offenmarktausschuss bei seiner Sitzung am 9. und 10. Dezember nicht zur Verfügung stehen.2

Wie schwach die datenbasierte Ausgangslage für den Offenmarktausschuss ist, macht die folgende Übersicht deutlich. Gegenüber der Planung fehlen dem Ausschuss vor seiner entscheidenden Dezembersitzung die Daten von je zwei Monaten (Oktober/November) für Inflation und Arbeitsmarkt und einem Quartal (Q3) bei der Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes (BIP). 

Daten für Zinsentscheidung: Verspätungsübersicht (Grafik zum Download verfügbar)

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1bea.gov, Abruf 25.11.2025; 2bls.gov, Abruf 25.11.2025. Darstellung: FFB

Fazit: Vorweihnachtszeit für Anlegende wenig besinnlich

Angesichts der schwachen Datenverfügbarkeit sind die Projektionen der Fed mit noch größeren Unsicherheiten belastet als üblich. Anlegerinnen und Anleger sollten darauf vorbereitet sein, dass die US-Märkte im Laufe des Dezember immer wieder Reaktionen zeigen, sobald die aktuellen Daten über Inflation, Arbeitsmarkt und Wirtschaftsentwicklung veröffentlicht werden (Daten siehe Grafik). Die aktuell auch kurzfristige Unsicherheit bezüglich des US-Aktienmarktes addiert sich zu den Unsicherheiten über das Fortbestehen des KI-getriebenen Aktienbooms. Wer angesichts dessen die Exponierung gegenüber dem US-Aktienmarkt reduzieren möchte, kann auf global anlegende Aktienfonds oder Multi-Asset-Lösungen mit flexibel und aktiv gemanagten Schwerpunkten setzen – oder die Ländergewichtung des Fonds- oder ETF-Portfolios selbst in die Hand nehmen.
 

Fußnoten:

1Reuters.com: „Trump signs deal to end longest US government shutdown in history“, 13. November 2025
2The Wall Street Jounal, „Feds to Release Delayed Economic Growth Estimate Right Before Christmas“, 24.11.2025 sowie bea.gov und bls.gov, Abruf 25.11.2025

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