Die Konjunktur ist fragil, der Krieg in der Ukraine belastet Menschen und Wirtschaft. Jetzt kommt der Überfall der Hamas auf Israel hinzu. Die Folgen sind schwer absehbar. Und doch: Sie haben gute Argumente gegen eine Anlageschockstarre.

Viele Ihrer Kundinnen und Kunden sind verunsichert. Denn zu den schon lange als Schatten über der Welt und Weltwirtschaft liegenden Themen wie schwächelnde Konjunktur, hartnäckige Inflation und dem Krieg in der Ukraine, der nun schon Mitten im zweiten Jahr wütet, kommt nun noch der Überfall der Hamas auf Israel hinzu. Die Folgen für die Stabilität im Nahen Osten sind noch nicht vollständig auszumachen. Neben dem neuerlichen menschlichen Leid, das erschüttert, fragen sich Anlegerinnen und Anleger hierzulande, ob das nicht vielleicht eine schlechte Nachricht zu viel ist, um zuversichtlich in die Investmentzukunft zu blicken. 

Wer analysiert, auf was man das eigene Portfolio einstellen sollte und was man jetzt bei eine Neuanlage noch tun kann, sollte sich zwei Fragen stellen.

Frage 1: 
Was sind die möglichen Auswirkungen des neuen Unruheherdes im Nahen Osten? Und was bedeutet das für Anlageportfolios?

Wer das Geschehen an den Märkten beobachtet, blickt bei Konflikten im Nahen Osten in der Regel zunächst auf den Ölpreis. Denn der Rohstoff gilt als wichtigster Übertragungskanal zwischen der politischen Lage und der Finanzwelt. Der bekannte Grund: Die Länder der Nahostregion verfügen über große fossile Energievorkommen. Käme es zu einer Ausweitung der Kampfzone, könnte das ganz unmittelbar den Tankerverkehr durch die Straße von Hormus gefährden. Durch die nur rund 50 km breite Meerenge verkehren täglich rund 20 Prozent der weltweiten Öl-Lieferungen zwischen Persischem Golf und Arabischem Meer.

Der Iran, der zumindest indirekt in die Vorbereitung der Terrorattacken verwickelt sein soll2, exportiert zudem täglich etwa 1 bis 1,5 Millionen Barrel Öl3. Das mag im weltweiten Vergleich nicht viel sein. Aber der Staat hatte zuletzt eine wichtige Rolle dabei gespielt, Versorgungslücken nach Produktionskürzungen durch Saudi-Arabien und Russland zu schließen. Die USA sind ein Jahr vor der Präsidentschaftswahl eigentlich daran interessiert, den Ölpreis niedrig zu halten. Dazu hatte man zuletzt auch Sanktionen gegen den Iran gelockert. Angesichts der Rolle des Iran im Konflikt mit Israel könnten die USA die Sanktionen gegen den Iran nun wieder verschärfen. Mit treibendem Effekt auf den Ölpreis. Die große Frage ist daher, ob der Konflikt fortbesteht und sich womöglich noch ausweitet. Denn schon der Einmarsch von Russland in der Ukraine am 24. Februar 2022 hatte einen massiven Ölpreisanstieg zufolge.

Bereits drei Tage nach dem russischen Angriff antizipierten die Öl-Futures-Märkte einen Ölpreisanstieg und sprangen um rund 3 % nach oben. Einen Monat später musste die Weltwirtschaft mit um mehr als 20 % gestiegenen Ölpreisen zurechtkommen. Auch drei Tage nach dem Überfall der Hamas auf Israel war ein Preissprung von gut drei Prozent zu bemerken – was sich nach Monatsfrist zeigen wird, ist noch unklar (siehe Grafik).

Kriegsereignisse und Ölpreisreaktion: Wie geht es weiter? (Grafik auch zum Download verfügbar)

Ölpreis von Januar 2022 bis Oktober 2023. Kennzeichnung 24.2.22 / russischer Angriff auf die Ukraine. Ölpreis steigt um 3,1 % nach 3 Tagen und 20,4% nach 1 Monat. Kennzeichnung 7.10.23 / Überfall auf Israel. Ölpreis nach 3 Tagen bei +3,8%.

Quellen: Crude Oil-WTI (USD), Refinitiv/Datastream, 1.1.2022 bis 11.10.23

Wie der Ölpreis die Kapitalmärkte beeinflusst

Die neuen Ereignisse in Nahost unterstützen also keineswegs das Absinken des Rohölpreises. Im Gegenteil, sie könnten ihn dauerhaft treiben und damit auch den Preisauftrieb der Verbraucherpreise befeuern. Käme es zu einem neuen Inflationsschub, könnte das den Zinserhöhungszyklus der großen Zentralbanken verlängern, was sich wiederum auf die Erwartungen für die Wirtschaft auswirken würde (Details zu diesem Zusammenhang mit Grafiken zum Download: hier). Höhere Ölpreise wirken zudem wie eine Steuer auf den Konsum. Die Ölexporteure und Energieunternehmen weltweit und auch in der Krisenregion würden indes vom Preisanstieg profitieren. Weil sich zugleich auch dort der Inflationsdruck verschärfen würde, hätten die Energieimporteure sowie unter den Aktienunternehmen in aller Welt Konsumwerte das Nachsehen.

Ganz allgemein wirkt die sich entwickelnde Situation im Nahen Osten negativ auf risikoreiche Anlagen aus. Der neue Krieg trifft die Weltwirtschaft dabei in einer ohnehin schon schwierigen Lage. Mit Reaktionen an den Finanzmärkten: Staatsanleihen bescherte der Kriegsschock nach wochenlangen Verkäufen kurzfristig steigende Kurse. Das war im vergangenen Jahr bei Beginn von Russlands Krieg gegen die Ukraine ähnlich. Als unmittelbare Reaktion suchten Investoren Staatsanleihen als sicheren Hafen auf, was zu einem Rückgang der Renditen führte. Die Renditen erholten sich jedoch sehr schnell und erreichten neue Höchststände, weil die Inflation eine längerfristige Wirkung auf den Markt hatte. 

Fazit für das Portfolio: Sicherheit erhöhen, Flexibilität weiter steigern

Wer die ihm anvertrauten Portfolios taktisch anpasst, wird derzeit eher Aktien und risikobehaftete Teile des Anleihemarktes eher untergewichten und als risikolos geltende Staatsanleihen übergewichten. Diese dürften zwar auf absehbare Zeit kaum positive Realrenditen erzielen, spielen aber nach den Zinserhöhungen wieder eine wirksamere Rolle in der Risikoreduktion von Portfolios. Sie können allerdings bei sehr deutlicher Zinsreaktion der Zentralbanken wieder mehr Kursrisiken aufweisen. Inflationsgebundene Staatsanleihen können im gegenwärtigen Umfeld möglicherweise dann ihre Stärken ausspielen. 

Als weitere Maßnahme des Risikomanagements kommen zudem Umschichtungen in Marktsegmente mit höherer Qualität in Betracht. Das heißt Aktien und ggf. auch Anleihen sollten dann bevorzugt werden, wenn der Verschuldungsgrad gering ist und die Bilanzen sehr belastbar sind. Qualitätstitel werden von Unternehmen emittiert, die grundsätzlich robuster aufgestellt sind als andere und besser mit möglichen Herausforderungen in ihrer Wirtschaftsregion umgehen können. Generell zählt darüber hinaus Flexibilität, um Besonderheiten in einzelnen Regionen, Sektoren und Ländern berücksichtigen zu können. Beispiele: Zinsentscheide von Zentralbanken können auch in Zukunft asynchron gefällt werden. Das hat Einfluss auf das Währungsgefüge und damit die Aussichten von zum Beispiel exportierenden Unternehmen in den jeweiligen Wirtschaftsräumen. Branchen können durch veränderte Regulierungen von politischer Seite begünstigt oder benachteiligt werden. Weil diese – wie auch andere – Entwicklungen nicht vorhersehbar sind, zählt gerade in der gegenwärtig mit sehr vielen Fragezeichen versehenen Situation die Flexibilität, um Risiken zu vermindern und Opportunitäten zu nutzen.

Zu einer vorsichtigeren Ausrichtung des Aktienportfolios könnte auch eine Schwerpunktsetzung auf Titel aus Ländermärkten mit höheren Bewertungsreserven wie Japan oder Schwellenländern gehören. Zwar hat ein stärkerer US-Dollar in der Vergangenheit in der Regel negativ auf Schwellenländeraktien eingewirkt. Allerdings sind die Schwellenländer dem Währungsdruck insgesamt heute etwas weniger ausgesetzt.

Anlegerinnen und Anleger in Fonds können die heute mehr denn je erforderliche Flexibilität auch realisieren, indem sie auf aktiv gemanagte Aktien- und Anleihefonds oder aktiv gemanagte Multi-Asset-Fonds setzen.

Frage 2: 
Kann man bei dieser Nachrichtenlage noch frisches Kapital investieren?

Man kann. Zwar mögen viele Anlegerinnen und Anleger verunsichert sein, und Kapital in Sichteinlagen parken. Das ist aber angesichts der nach wie vor hohen Inflation keine langfristig sinnvolle Strategie, weil man realen Kaufkraftverlust erleidet. Angstlähmung angesichts angespannter Nachrichtenlage war noch selten ein guter Ratgeber für Anlegende. Ein kurzer Rückblick kann das erläutern. Die meisten werden sich noch an das Jahr 2008 erinnern, als die größte Krise des Jahrtausends Banken weltweit in Schieflage oder den Bankrott, Staaten ins Wanken und Aktienmärkte auf Talfahrt brachte. Die Welt war im September vor 15 Jahren voll von schlechten Nachrichten und Gefahren, die noch nie zuvor jemand wirklich antizipiert hatte. 

Und doch gab es auch damals rückblickend eine Erfolgsstrategie, um mit frischem Kapital ins Investment einzusteigen: Wer im September 2008 mitten in dunkelster Krisenzeit mit einem monatlichen Sparplan begann, kann sich heute – nach 15 Jahren – über einer Rendite von fast 7 % p.a. freuen. Und das bei einem ganz durchschnittlichen globalen Aktienfonds. Das zeigen die neuesten Ergebnisse des BVI zum Erfolg von Sparplänen in der Fondskategorien Aktien global.4 Diese langfristig überzeugende Performance gewinnt umso mehr an Bedeutung als vor 15 Jahren Anlegerinnen und Anleger in globalen Aktien zunächst einmal in einen Abgrund schauten. Der MSCI World (in Euro) gab in den Monaten nach Ende September 2008 zunächst um mehr als 30 % nach (siehe Grafik).

Überzeugender Aktienfondssparplan: auch bei Start in schwierigsten Zeiten (Grafik auch zum Download verfügbar)

Zweiteilige Darstellung. Links: der Wertverlauf des MSCI World, der von Ende September 2008 bis Ende Februar 2009 rund 31% verlor (in Euro). Rechts: Ein am 30.9.08 begonnener Aktienfondsparplan hätte über 15 Jahre dennoch 6,9 % Rendite p.a. erzielt.

Wertentwicklungen der Vergangenheit sind keine Garantie für künftige Performance.
Quellen: Refinitv Datastream (MSCI Word Price Index (Euro) von 30.09.2008 bis 30.09.2012), BVI (Aktiensparplan), 30.09.2023

Zwar erlauben Werte der Vergangenheit keine verbindlichen Schlüsse auf künftige Entwicklungen: Doch das Einstiegrisiko durch einen sukzessiven Einstieg mittels Sparplan zu vermindern, war nicht nur in der Krise 2008 eine gute Strategie. Über alle langfristigen Zeiträume der BVI-Erhebung (also 15, 20, 25, 30 und 35 (!) Jahre) lieferten globale Aktienfondssparpläne immer Renditen zwischen 6 % und fast 7 % p.a.!4

Kundinnen und Kunden mit einen FondsdepotPlus bei der FFB verfügen über alle Möglichkeiten zum sukzessiven Einstieg ins Fondsinvestment. Kapital kann auf einem Abwicklungskonto bereitgestellt werden und dann regelmäßig mittels eines Sparplans in Investmentfondsanteile fließen. Übrigens nicht nur in einzelne Aktienfonds: ein Splitsparplan oder auch ein Sparplan mit Bezug auf ein Modellportfolio ermöglichen das automatische Fondssparen in mehreren Fonds gleichzeitig.

Quellen:

1 https://www.handelsblatt.com/finanzen/maerkte/devisen-rohstoffe/israel-legt-gasfeld-still-gaspreis-steigt-in-zwei-tagen-um-fast-30-prozent/29436888.html
2 https://www.washingtonpost.com/national-security/2023/10/09/iran-support-hamas-training-weapons-israel/
3 https://www.reuters.com/markets/commodities/irans-oil-exports-output-hit-five-year-highs-us-holds-nuclear-talks-2023-06-16/
4 bvi, „Sparplanzahlen auf einen Blick“, Stichtag: 30.9.2023

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