Auch wenn selbst ernannte Experten in Social Media für Verunsicherung sorgen: An, vor und unmittelbar nach Wahltagen sollte man in der langfristigen Kapitalanlage keine Wetten auf den Wahlausgang und seine Auswirkungen auf den Kapitalmarkt eingehen. Eine Analyse

Schnell noch einen sogenannten „Trump-Trade“ durchführen und auf die Traditionssektoren Industrie und Energie setzen, die Trump bevorzugt?

Solche und ähnliche Tipps konnte man in den letzten Wochen vermehrt hören – wenn man geneigt war, auf einen Wahlsieg Donald Trumps zu setzen. Doch als Beraterin oder Berater, die für ihre Klientel Portfolios der langfristig orientierten Kapitalanlage betreuen, haben Sie gut daran getan, solchen womöglich an Sie herangetragenen Impulsen nicht zu folgen. Denn die Investmentwelt richtet sich nicht einfach nach dem Willen und der Vorstellung einzelner Politiker. Das jedenfalls ist das Ergebnis einer Analyse historischer Daten zum US-Aktienmarkt und seinen Sektoren Energie und Industrie.

Starker Energieabfall: Energiesektor unter Trumps Präsidentschaft

Schon im Wahlkampf vor seiner Präsidentschaft ab 2017 versprach Trump „Amerika wieder groß zu machen“ und auch die Ölindustrie sowie die Energiewirtschaft von „unsinnigen“ Auflagen zu befreien. Wer im Investment darauf gewettet und den Schwerpunkt auf den US-Energiesektor gelegt hätte, dürfte enttäuscht worden sein. Denn während der Präsidentschaft von Trump gab der Kurs von US-Energietiteln um rund 38 % nach (siehe Grafik). Merke: Auch ein US-Präsident kann gegen eine Wirtschaft, die sich schon jenseits des zyklischen Zenits befindet und dann noch von einer globalen Pandemie ausgebremst wird, nichts ausrichten. Eine einbrechende Produktion sorgte für einbrechende Nachfrage nach Energie, was sich auf die Kurse im Sektor niederschlug.

US-Energiesektor: Trump vs. Biden (Grafik auch zum Download verfügbar)

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Quelle: Refinitiv/Datastream, 25. Oktober 2024. Darstellung: FFB

Industrielle Stärke lässt sich nicht verordnen

Auch der industrielle Sektor konnte unter Trump nicht wirklich bedeutend stärker werden als unter den demokratischen Vorgängern und Nachfolgern. Selbst in der zweiten Präsidentschaft Barak Obamas legte der S&P Industrial um insgesamt rund 58 % zu, während er unter Trump in vier Jahren lediglich um rund 37 % wuchs. Unter der Administration Bidens schlagen bislang Kursgewinne von rund 52 % zu Buche (siehe Grafik).

Wirkungsvoller als Trumps unstete Versuche politische Impulse für die heimische Industrie zu setzen, dürfen sich die grundlegenden wirtschaftlichen und investiven Rahmenbedingungen gezeigt haben – mit niedrigstem Leitzins während der Präsidentschaft von Obama, steigenden Zinsen unter Trump und wieder fallenden gegen Ende der Präsidentschaft von Biden.

US-Industriesektor unter verschiedenen Präsidenten (Grafik auch zum Download verfügbar)

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Quelle: Refinitiv/Datastream, 25. Oktober 2024. Darstellung: FFB

Wer bringt die US-Börsen in Schwung?

Hört man die Reden von Donald Trump, könnte man meinen, seine demokratischen Gegner schädigten die Wirtschaft und schmälerten die Aussichten von Aktionären. Betrachtet man den US-Aktienmarkt (S&P 500) zeigt sich allerdings ein anderes Bild. Im Durchschnitt waren die Börsen in diesem Jahrhundert mit demokratischen Präsidenten besser bedient (siehe Grafik).

US-Aktien: Demokraten die besseren Aktienfreunde? (Grafik auch zum Download verfügbar)

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Quelle: Refinitiv/Datastream, 25. Oktober 2024. Darstellung: FFB

Fazit: Börsen unter vielfältigen Einflüssen

Wer das US-Börsengeschehen allein unter dem Gesichtspunkt dessen, wer politischer Entscheider ist, vorhersagen will, greift zu kurz. Wichtig ist, sich ein umfassendes Bild zu machen. Dabei können die unterschiedlichsten Einflussfaktoren deutlich entscheidender sein als die beabsichtigte bzw. versprochene wirtschaftliche Weichenstellung eines US-Präsidenten. Inflation und Leitzinsen, Pandemie und Mega-Trends wie das Potenzial von KI oder heute gänzlich unvorhergesehene Ereignisse: Sie alle haben das Zeug, Aktienmärkte weit mehr zu beeinflussen als die Wirtschaftspolitik eines einzelnen Regierungschefs – und es der der USA.

Zudem sind Fragezeichen bezüglich der Wirksamkeit von Trumps im Wahlkampf geäußerten Plänen angebracht. Denn ob drastisch erhöhte Import-Zölle wirklich mittel- bis langfristig zur Stärkung der US-Wirtschaft und des dortigen industriellen Sektors beitragen, wird von vielen Wirtschaftswissenschaftlern bezweifelt, die in Trump sogar einen „Wohlstands-Vernichter“ sehen. Gerade die Zweirundeneffekte einer allzu aggressiven US-Zoll-Politik könnten auf die globale Wirtschaft aber auch verschärft auf die USA negativ zurückschlagen.1 Für langfristig Investierende zählt also die Berücksichtigung möglichst aller beeinflussenden Faktoren und vor allem die kontinuierliche Beobachtung der weiteren Entwicklung mehr, als der eher risikobehaftete Versuch, Wetten auf die ökonomischen Folgen eines Wahlausgangs zu platzieren.

Quellen:
1 „Der Wohlstands-Vernichter“, Süddeutsche Zeitung, 28.10.2024
 

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